Die Liebe zu dir selbst kann unterschiedlichste Formen annehmen. Du kannst fürsorglich mit dir sein, dich selbst annehmen und dich bewusst wert schätzen. Du kannst achtsam mit dir sein und versuchen, so gut es geht, dir deine Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.
Oder du bist ganz präsent und wach, während du einfach so bist, wie du eben bist.
Du kannst im Grunde nur so sein, wie du bist. Anders geht es nicht. Und egal, wie du gerade bist, es ist in Ordnung. Ist da Unruhe, dann ist das in Ordnung. Ist da ein Gefühl von Einsamkeit, dann ist das in Ordnung. Auch deine selbst abwertenden Gedanken sind in Ordnung. Kommst du nicht in die Gänge, ist das in Ordnung. Isst du zu viel, ist das auch in Ordnung. Bist du unruhig, einsam, fies zu dir selbst, zu nichts in der Lage und hasst dich obendrein dafür, dann ist das auch in Ordnung. Du bist, wie du bist. Du bist in Ordnung. Und auch wenn du nicht fühlen oder wahrnehmen kannst, dass du in Ordnung bist, bist du es trotzdem, denn:
… in Ordnung sein bedeutet, dass du nur so sein kannst wie du eben bist. Und es wird dir nicht helfen, zu denken: ich muss ruhiger werden, geselliger sein, freundlichere Gedanken haben und mich selbst lieben.
Stelle dir vor, ab morgen finden dich alle Menschen, denen du begegnest, völlig in Ordnung. Sie sagen und zeigen es dir. Sie wenden sich nicht ab, wenn du wütend wirst. Sie bewerten dich nicht, wenn du unsicher bist. Sie haben keine Erwartungen, mit denen sie dich anders haben wollen. Du bist schlecht gelaunt und es ist ok für sie. Es stört keinen. Dann ist die schlechte Laune vergangen und keiner sagt: na das war ja anstrengend mit dir. Du weinst und niemanden beklemmt es. Niemand nörgelt an dir herum oder hält dir etwas vor. Sie sind einfach da und finden dich in Ordnung.
So, wie im Leben alles wird und vergeht, so kommen und gehen auch die Zustände in deinem Inneren, wenn du sie lässt.
Wenn etwas kommt, wehrst du es nicht ab. Und du hältst nicht fest, wenn es wieder geht. Du bist eben du, so, wie es sich eben gerade zeigt. Du kannst nicht anders sein, als so, wie du bist. Du kannst ja mal versuchen anders zu sein, als du bist. Das ist anstrengend und du musst dich sehr konzentrieren. Am Ende bist du immer noch, wie du bist und versuchst zudem noch anders zu sein.
Es gibt also nichts zu ändern. Sei, wie du bist. Beobachte es und lausche in dich hinein, während du, du selbst bist. Sei offen für all das, was du bist. Schon bald wirst du erleben, dass alle Zustände in dir kommen und auch wieder gehen. Es ist ein unaufhaltsames Fließen. Etwas erscheint und taucht wieder ab. Du weißt nicht, was kommt, wie lange es bleibt und wann es wieder geht. Aber du kannst dir die Zeit nehmen, es zu betrachten und bemerken: ah, da ist Freude und du kannst diese Freude sein. Dann ist sie wieder weg. Auch gut. Du kannst zuschauen, wie sich Spannung in dir breit macht. Dann sind da Spannungen. Du spürst sie und plötzlich ist da auch Schmerz, Angst oder Traurigkeit. Sie sind da und gehen auch wieder. Bleib bei ihnen. Spüre sie. Bleib einfach immer nur bei dir.
Mache aus keinem Ausdruck, der sich in dir zeigt ein: So bin ich! oder ein: So sollte ich nicht sein! Lass sie kommen und wieder ziehen. Sei ganz wach mit alledem, was du gerade bist. Wehre dich nicht und halte nichts fest.
Mit der Zeit wirst du spüren, dass du mit dieser wachen aufmerksamen und etwas unpersönlichen Liebe (weil sie nichts will und bewertet) einen Raum aufmachst, in dem du wirklich gut aufgehoben bist. Schon bald wird ein spontaner authentischer Ausdruck, jenseits von alten Mustern und Verletzungen, frei durch deinen Körper fließen können. Vielleicht kann die selbstwahrnehmende Präsenz eine Form von Selbstliebe in deinem Alltag werden. Einfach ganz wach und anwesend sein, bei allem, was du tust. Das genügt. Und schon praktizierst du die höchste Form der Liebe an sich, eine, die alles lässt, wie es ist und gleichzeitig alles verschlingt, was ihr nicht gleicht.